Jedem seine Windmühlen, auch wenn sich die vermeintlichen Riesen dann doch als unbezwingbar herausstellen. Ich habe mir von den mächtigen Gegnern und Feinden ringsum eine unschöne sprachliche Fehlleistung ausgesucht: „Plastik“ .

Im Chemieunterricht lernten wir einst, dass Werkstücke oder Handelswaren aus den vier petrolchemisch hergestellten Kunststoffen Polyvinilchlorid (PVC), Polyäthan, Polystyrol und Phenoplaste mittels thermischer und mechanischer Bearbeitung, das meist granulierte Rohmaterial wurde erhitzt und dann gespritzt oder gepresst, seine endgültige unveränderbare, körperliche „plastische“ Form erhielten.

Im Gegensatz dazu gab es auch den synthetischen Kautschuk (durch Polymerisation von Butadien mit Natrium entstanden und deshalb Buna genannt), der als fertig geformtes Produkt (Gummi) in Grenzen elastisch blieb. Im offiziellen Sprachgebrauch war deshalb immer von Plaste und Elaste die Rede, wenn es sich um petrolchemische Werkstoffe handelte.

Die Bezeichnung Kunststoffe für Bakelit und dergleichen galt als altmodisch und überholt. Das war natürlich etwas voreilig. Gerade heute weiß man um die vielfältigen Vorteile künstlicher Werkstoffe, die eben nicht aus Erdöl sondern vor allem nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Vor allem die aus Holzspänen, mineralischen Vorkommen und Pflanzenfasern bestehende Werkstoffe können sich stolz als Kunststoffe bezeichnen lassen. Eigenartig, bei Metalllegierungen wie Bronze oder Messing stellt sich die Frage der künstlich, also von Menschenhand geschaffenen Stoffe gar nicht.

Heute nun ist es üblich, Kunststoffe, das heißt Produkte daraus, schlicht Plastik zu nennen, zumal es diese Bedeutung gar in den Duden gebracht hat. Aber es ist dennoch möglich, dies im alltäglichen Sprachgebrauch zu vermeiden und trotzdem verstanden zu werden.

Ich hatte es mir einst vorgenommen, wie Don Quichotte gegen die Windmühlen, dafür zu kämpfen, dass Plastik nur als Bezeichnung für solch herrliche Kunstwerke wie die Venus von Milo, den David, die Laokoon-Gruppe, den Denker und dergleichen dienen sollte. Ich werde den Kampf wohl verlieren. Wenn schon eine neue Bezeichnung für künstliche (nicht kunstvolle!) Werkstoffe sein muss, könnte das englische Plastics herhalten. Obwohl in nahezu allen Lebensbereichen dominant, hier versagt bei den Deutschen die Anglophilie.

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