Die an Metaphern reiche Sprache von Politikern und Journalisten ist im Bestreben, möglichst originell zu sein, mit blumigen Sprüchen und Sprichwörtern durchsetzt. Manchmal sind die allerdings, absichtlich oder ungewollt, mehrdeutig oder missverständlich.

Oft wird jemanden attestiert, er „stehe mit dem Rücken zur Wand“. Meist ist dem Sinn des beschriebenen Zusammenhangs zu entnehmen, dass der Verfasser meint, der Protagonist stehe vor der Kapitulation, könne nicht weiter zurück weichen, wäre also am Ende. Vielleicht ist gar eine bevorstehende Exekutierung zu befürchten, siehe auch Goya, Manet und andere. Der Autor scheut sich davor, jemandem ein Fiasko zu bescheinigen und will dies mit klugen Worten verschleiern oder zumindest verharmlosen. Vielleicht will er nur seine Schadenfreude verbergen.

Mir gefällt eine andere Deutung besser. In alten Mantel- und Degenfilmen war es üblich, dass sich der Protagonist nur mit Mühe einer Horde raufender Bösewichte, die glücklicherweise artig nacheinander auf ihn eindroschen oder fochten, erwehren konnte und zurück weichen musste. Als er schließlich mit dem Rücken an einer Haus- oder Felswand stand hatte er den Vorteil, dass ihn die Gegner nun nur noch von vorn (oder von der Seite) angreifen konnten, er sich ihrer also besser und natürlich erfolgreich erwehren konnte. Dass ein hinterlistiger Angriff (nahezu) unmöglich wird, ist in meinen Augen ein hoch zu schätzender Vorteil, wenn keiner da ist, der einem „den Rücken frei hält“. Diese Bild gefällt mir besser als das vom ausweglosen Dilemma.

 2016

FUVI0111ADANAUL
FREE Joomla! template "Adana"
joomla 1.6 templates by funky-visions.de