Berlins bekanntestes Wahrzeichen ist zweifelsohne das Brandenburger Tor. Es teilt das Schicksal vieler Stadttore, die einst als Pfropfen für eine strate­gisch sensible Öffnung in der Stadtmauer dienten. Nachdem diese massiven Umfriedungen infolge der Entwicklung der Kriegstechnik ihre Bedeutung als militärische Verteidi­gungsanlage verloren hatten und gleichermaßen dem inneren Druck der Expansion auf Dauer nicht standhalten konnten, sind nur einzelne Stadttore wegen ihrer meist be­sonders trutzigen und stabilen Bauweise den Abriß bis heute entgangen.

Diese wuchtigen Torhäuser und Bastionen blieben als Lager für Vorräte oder Kriegsgerät, als Arrestanstalt oder mit ähnlicher Zweckentfremdung oft bis heute er­halten. So steht denn auch das Brandenburger Tor nun mitten in Berlin ohne etwas notfalls verschließen zu müssen, allein auf dem leeren Pariser Platz. Nur der Name des Bauwerks erinnert noch an seinen ursprünglichen Zweck.

Bauherr war Preußenkönig Friedrich der Große. Auf dem Höhepunkt seiner Macht ließ er Mitte des 18. Jahrhunderts die der Stadtentwicklung im Wege stehen­den alten Festungswälle abreißen, durch die Einverleibung von Kölln und anderen Dörfern platzte die Residenz aus allen Nähten, und statt dessen um das vergrößerte Stadtgebiet eine neue Zollmauer errichten. Für die Passage wurden wohl an die zwanzig Tore integriert, aber nur das Brandenburger hat die Zeit überlebt. Daß der mit dem Entwurf beauftragte Langhans den gewaltigen Bau einem Tempel auf der Athener Akropolis nachempfunden und damit einen Höhepunkt klassizistischer Archi­tektur geschaffen hat, ist sicher der damals aufkommenden Bewunderung der griechischen Antike geschuldet. Außerdem eignete sich dieser Stil hervorragend für die Repräsentation monarchistischer Macht und Größe. Nicht zufällig beginnt hin­ter dem Tor die Prachtstraße Unter den Linden, die geradewegs zum heute nicht mehr vorhandenen Stadtschloß führte.

Errichtet von 1788 bis 1791, später gekrönt von einer Quadriga mit Friedens­göttin nach einer von Schadowschen Plastik, hat der Bau nichts von seiner majestäti­schen Größe eingebüßt. Das von sechs mächtigen Säulen getragenen Portal besticht indes weniger durch seinen praktischen Gehalt, allein die nie benötigte Durchfahrthöhe ist reine Materialverschwendung, als durch die ästhetischer Ausgewogenheit. Dabei sind auch die beiderseits des eigentlichen Tores stehenden, ebenfalls mit Säulen versehe­nen Nebengebäude einzubeziehen.

Neben der architektonischen und städtebaulichen Bedeutung steht das Branden­burger Tor symbolhaft für wesentliche Epochen der Stadtgeschichte. Es war Sinnbild der Reichshauptstadt auf preußischem Grund und es war der Stolz einer greisen sozialistischen Führungsriege. Schließlich lag es auf dem Territorium der Hauptstadt der DDR und die Quadriga durfte 40 Jahre lang neben Schwarz-Rot-Gold auch noch Hammer, Zirkel und Ährenkranz tragen. Für die Stadt- und Verkehrsplaner hat der Bau manch harte Nuß bereitgehalten. Aber selbst der Mißbrauch durch die braunen Machthaber (erinnert sei an das geflügelte Wort vom "mit klingendem Spiel durchs Brandenburger Tor ziehenden Sieger") und vierzig Jahre unpassierbarer Grenzpunkt in einer willkürlich geteilten Stadt haben es nicht beschä­digen können. Das besorgten dann vereinigungstrunkene Berliner und ihre Besucher im Oktober 1990.

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